Chief Joseph oder Hinmaton-Yalatkit (auch Hinmuuttu-yalatlat - „Donner-der-den-Berg-herunter-rollt“ oder Hinmatóoyalahtq'it - „Donner-der-zu-höheren-Gebieten-wandert“, * 3. März 1840; † 21. September 1904) war der Häuptling der Wal-lam-wat-kain (meist als Wallowa bezeichnet)-Gruppe der Nez-Percé-Indianer aus dem Wallowa-Flusstal im nordöstlichen Oregon. Er machte sich gegen Ende der Indianerkriege während des Nez-Percé-Krieges einen Namen als kluger Taktiker.
In seiner Jugend war er als Young Joseph bekannt, da sein Vater Ta-weet Tu-eka-kas („Oldest Grizzly“ - „Ältester Grizzly“, um 1785–1871) als einer der ersten Nez Percé unter dem gleichen Vornamen getauft worden war und daher oft als Old Chief Joseph (oder Joseph the Elder) bezeichnet wird.
Lebensgeschichte
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts drangen immer mehr weiße Siedler in den Lebensraum der Nez Percé ein. Die US-Regierung ließ die Nez Percé umsiedeln und ihr fruchtbares Gebiet für die Besiedelung durch die Weißen freigeben.
Chief Joseph war weder ein Oberhäuptling, noch hatte er den Rang eines Kriegshäuptlings. Neben ihm gab es zum Zeitpunkt der bevorstehenden Umsiedlung 1877 noch andere Häuptlinge im Tal: vor allem den Häuptling der Lamátta-Gruppe der Nez Percé White Bird (Peo-peo-hix-hiix - „Weißer Vogel“, auch bekannt als White Pelican - „Weißer Pelikan“, † 1892), den Schamanen Tulhulhulsote und den Häuptling Looking Glass (Allalimya Takanin - „Jener, der durchs Fernglas schaut“, * um 1832, † 1877), der Kriegshäuptling und Führer der Asotin-Gruppe der Nez Percé war, sowie die Kriegshäuptlinge Chuslum Moxmox („Yellow Bull“ - „Gelber Bulle“), Koolkool Snehee („Red Owl“ - „Rote Eule“), Wahchumyus („Rainbow“ - „Regenbogen“) und Pahkatos Owyeen („Five Wounds“ - „Fünf Wunden“). Insgesamt waren dies rund 1000 Stammesmitglieder mit über 200 Kriegern. Über Krieg und Frieden bestimmten die bewährten Krieger. Das Machtgefüge der Indianergruppe war so kompliziert wie die US-amerikanische Bürokratie, die sich seit Ende 1872 mit ihrer Umsiedlungsfrage beschäftigte.
Die Nez Percé wehrten sich gegen die geplante Umsiedlung und wollten unter Josephs Leitung nach Kanada fliehen. Am 6. Juni 1877 brachen sie auf. Unterwegs kam es immer wieder zu Kämpfen mit US-Truppen, die der US-Armee mehrere Niederlagen einbrachten. Die Flucht zog sich über vier Monate und 2400 Kilometer quer durch die Bundesstaaten Oregon, Wyoming, Idaho und Montana hin, brachte 123 Soldaten und 55 Zivilisten den Tod und kostete die Armee damals 931.329 Dollar. Zivile Schäden und Verwundete wurden nicht eingerechnet. Die Nez Percé zählten etwa 100–120 Tote, darunter Josephs Bruder Ollokot, Toolhoolhoolzote und Looking Glass.
Erst ein bis zwei Tagesritte (40 Meilen) vor der kanadischen Grenze kapitulierte Chief Joseph am 5. Oktober 1877 in den Bear Paw Mountains vor General Oliver Otis Howard und Oberst Miles, da seine Leute nur unter Zurücklassung der Verwundeten, alten Frauen und Kinder hätten fliehen können. Etwa 430 Nez Percé gingen in Gefangenschaft. Etwa 50 Leute entkamen in der Nacht vor der Kapitulation nach Kanada, vor allem White Bird, der Chief Josephs Verhalten ablehnte. Insgesamt fanden etwa 200 Nez Percé bei der Lakota-Gruppe von Sitting Bull im kanadischen Exil Zuflucht.
In den folgenden Jahren kam es zu mehreren behördlichen Teilungen der Gruppe und zur Zusammenführung mit den aus Kanada zurückkehrenden Nez Percé. Vor allem kostete die Ansiedlung im Indianerterritorium von Oklahoma 1878/79 etwa 130 Leben (Malaria), obwohl Chief Josephs Gruppe dort im vorteilhaftesten Landstrich angesiedelt wurde. Chief Joseph trat nun in Verhandlungen, um eine Rückkehr in den Norden zu bewirken, so zum Beispiel 1879 vor dem Kongress. Er erreichte nichts. Erst 1885 wurde ein Teil der Nez Percé an den Columbia-Fluss in Idaho verlegt, der andere Teil nach Colville in Washington. Dort starb Chief Joseph am 21. September 1904; gemäß seinem Arzt an gebrochenem Herzen.
Der Häuptling wurde übereinstimmend als Mann von gutem Benehmen beschrieben, als aufgeschlossen und intelligent. Für indianische Verhältnisse galt er nicht als überragender Krieger und ließ daher Looking Glass, Toolhoolhoolzote, Ollokot und anderen den Vortritt. Er taktierte so oft es ging und wird daher als „indianischer Napoleon“ charakterisiert.
Zitate
Seit dem 30. September 1877 wurden die Nez Percé in den Bear Paw Mountains in Montana nahe der kanadischen Grenze von der US-Kavallerie unter General Howard belagert. In aussichtsloser Lage sandte Chief Joseph am Morgen des 5. Oktober 1877 dem General folgende Nachricht:
Chief Joseph übermittelte seine Botschaft durch Captain John (Jokais), einen Dolmetscher der Nez Percé. Ein Army-Angehöriger übersetzte sie ins Englische. Lieutenant Charles E.S. Wood schrieb sie auf und veröffentlichte sie am 17. November im Nachrichtenmagazin Harper’s Weekly. Als surrender speech wurde die Nachricht populär.
Sonstiges
Zu Ehren von Chief Joseph wurde die Chief-Joseph-Talsperre benannt. Im Film Ich kämpfe niemals wieder wurde Joseph von Ned Romero verkörpert.
Musik
Die Gruppe Rednex hat Teile des Zitats in ihrem Lied The Spirit of the Hawk verwendet.
Das Techno-Trance-Projekt Peyote (Jam El Mar und DJ Dag, beide besser bekannt für das Duo Dance 2 Trance) nutzte das Zitat 1991 für seinen Club-Erfolg "I will fight no more forever".
Literatur
- Elmar Engel: Chief Joseph, Häuptling der Nez Percé. Lamuv, Göttingen 1998, ISBN 3-88977-505-5
- Will Henry: From where the Sun now stands. Bantam Books, New York ISBN 0-553-02581-3
- Theodore Mathieson: The Nez Percé Indian War. Monarch, Derby/CT 1964
- Fred Small: The Heart of the Appaloosa vom Album The Heart of the Appaloosa. Rounder, Cambridge/Mass 1983
Weblinks
- Eintrag in der Washington-Enzyklopädie HistoryLink (englisch)
- Literatur von und über Chief Joseph im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Joseph auf www.indianer.de
Einzelnachweise




